Cover "Es gibt uns" von Elisabeth Klar

Es gibt uns

Ein posthumanistischer Utopieroman, ekstatisch und unglaublich hellsichtig.

In Anemos, einer postapokalyptischen verstrahlten Stadt, hat sich eine prekär ausbalancierte Gemeinschaft aus Mischwesen und Mutant*innen gebildet – für das gemeinsame Überleben braucht es die Leuchtqualle Oberon, die die Wasserversorgung der Stadt sicherstellt, aber auch die geweihbewehrte Titania, die für die wilden Feste der Stadt sorgt. Doch eines Jahres endet das Fest Walpurgis mit Oberons Tod im Liebesspiel – und das kleine Schleimtierchen Müxerl muss Oberons Aufgaben übernehmen. Denn: Was du kaputt machst, musst du richten, so verlangt es das Gesetz von Anemos. Was, so fragt Elisabeth Klar, kommt nach dem Anthropozän? Und welche Gesetze kann sich eine Gesellschaft geben, um unter widrigen Umständen nicht nur zu überleben, sondern auch leben zu wollen?

Es gibt uns bei Residenz Verlag

 
 

Stimmen zum Buch

„Es gibt uns“ ist ein Buch, wie ich es noch nie gelesen habe, Leben in verschiedenen Ausformungen und diversen Gestalten: in uns, um uns und insgesamt verwoben. Sich zersetzend und gleichzeitig mit neuem Leben verschmelzend. Leben in den drei Welten, der der Tiere, der Pflanzen und der Pilze. Welten, die miteinander, ob sichtbar oder unsichtbar, dicht vernetzt sind und sich auf traditionellen Festen wie Walpurgis oder Samhain an- und ineinander drängen. Ob Bakterien, Schleimtierchen, Schuppentiere oder mutierte Figuren aus dem Shakespeare’schen „Sommernachtstraum“, sie alle glühen. Eine Titania mit Geweih, einem Spinnentier, das auf ihrem Rücken lebt, und Pflanzen, die sich um sie ranken, während Oberon als Qualle in einem Becken stirbt und sich dann stückweise wiederbelebt. Der Rausch des Erzählens springt ins Publikum über, und die Geschichte der Geschichten der Geschichte lässt alle tanzen bis hin zur Ekstase. Leben, wie wir es nie wirklich verstanden haben, obgleich es sich längst auch in uns etabliert hat.“

Barbara Frischmuth

 

Es ist 2023 eine erfrischende und beruhigende Vorstellung – vielleicht nur eine Wunschvorstellung –, dass es einer KI unmöglich wäre, sich eine solche Geschichte auszudenken. Weil diese Geschichte Verwandte, aber keinen Vergleich hat. Es ist auch, als würde es ohne Menschen menschlich auf dem Rest von Erde.

Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau

 

Leute, so ein stranges, schleimiges, trauriges, kinky, kompliziertes, poetisches, rundherum völlig neues und eigenständiges Buch, zu dem mir auf Anhieb gar keine vergleichbaren Tete einfallen, habe ich schon lange nicht mehr gelesen! Ich weiß gar nicht genau, wie ich diese futuristisch-apokalyptische Geschichte rund um Oberon und Titania, Theater und Consent Culture, Quallen und Schleimtierchen zusammenfassen soll, weil es so unglaublich komplex ist, deshalb verweise ich euch einfach auf diese sehr schöne Besprechung in der Frankfurter Rundschau.

Magda Birkmann

 

Elisabeth Klar hat mit Es gibt uns ein sehr eigenwilliges Stück phantastischer Zukunfts-Literatur geschaffen, das seinen Reiz nicht zuletzt aus der Tatsache bezieht, dass hier keine künstliche Intelligenz und keine Maschinenwesen die richtungsweisenden Impulse setzen, sondern das Leben selbst, und sei es in einer beschädigten, ständig in Frage gestellten Form. Gleichzeitig halten sich das abstoßend Befremdliche und die trotzige Hoffnung auf ein besseres Miteinander die Waage. Es gibt nicht viele Romane, die derart haarscharf auf der Grenzlinie zwischen Dystopie und Utopie balancieren.

Marcus Neunert (Literaturhaus.at)

 

Stimmen auf Instagramm

Klar lässt ihre Figuren existenzielle Fragen stellen und um die richtigen Antworten ringen. Die Szenerie ist surreal und gleichzeitig so unmittelbar greifbar, dass es mir nicht schwerfiel, mich darauf einzulassen und abzutauchen. Schräg und klar, kinky und gefühlvoll, beschreibt die Autorin, was sich auf der Theaterbühne der Verhandlung und im Innersten der Wesen selbst abspielt. Wie selbstverständlich begräbt Klar den binären, exklusiven Blick und nimmt uns mit in eine Welt, in der alle Identitäten Platz haben. Queer, philosophisch, sprachgewaltig und spirituell. Eine Leseeempfehlung für ein schräges und wunderbares Buch!

Anastasia Grünschnabel (kaputtzig)

Inspirationen

Barbara Frischmuth: Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen. Residenz Verlag 2021.

Julia Grillmayr: Superscience me – Wissenschaft & Fiktion (Podcast 2017-2022).

Donna J. Haraway: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän. Aus dem Englischen von Karin Harrasser. Campus 2018.

Susanne Wedlich, Judith Schalansky (Hg.): Das Buch vom Schleim. Matthes & Seitz Berlin, 2019.

Hayao Miyazaki (Regie): Nausicaä aus dem Tal der Winde (1984).

Isao Takahata (Regie): Die Legende der Prinzessin Kaguya (2013).

 

Superscience Me-Inspirationen

Supertheories of Supereverything!? Superscience Me – Wissenschaft und Fiktion: Jede Ausgabe untersucht ein bestimmtes Thema, Motiv oder Schlagwort und kommt in Features, Interviews und kleinen Hörspielen vom Hundertsten ins Tausendste bis zur Supertheory of Supereverything…oder auch nicht. ist forschungs-enthusiastisch und wissenschaftskritisch. Gefeiert wird jene Wissenschaft, die weiß, dass sie schafft eher als Wahrheiten Superscience Me infiziert analytische Herangehensweisen mit literarischer Spekulation und künstlerischer Intervention. Superscience Me geht es um Fiktion und um Fakten, oftmals daher um Science Fiction im klassischen Sinn und ganz im Sinne der Philosophin Donna Haraway, die sagt: „Science fact and speculative fabulation need each other, and both need speculative feminism.“ (Julia Grillmayr)